Einer der schönsten barocken Dresdner Bauten ist für mich der Zwinger. Als Einheimische habe ich das Privileg, ihn jederzeit zu besichtigen, auch außerhalb der Hauptansturmzeiten durch viele, viele Touristengruppen. Morgens um 8 ist es z.B. ganz herrlich ruhig dort. Habt ihr Lust auf einen kleinen virtuellen Spaziergang mit mir? Dann kommt mit, ich zeige euch diesen schönen Ort!
Den Zwinger kann man auf mehreren Wegen betreten. Die wohl schönste Möglichkeit ist, vom Postplatz kommend, durch das Kronentor.
Über den Wassergraben, der an der Rückseite des Gebäudes zum Zwingerteich wird, führt eine Holzbrücke direkt zum Kronentor, dessen goldene Spitze die polnische Krone August des Starken darstellt.
Der Zwinger diente nie, wie viele Schlösser oder herrschaftliche Gebäude, zum Wohnen - er war ein reiner Lustbau, in dem prunkvolle Feste gefeiert wurden. 1709 erhielt der berühmte Architekt Daniel Pöppelmann von August dem Starken den Auftrag für einen Orangeriebau im Zwingergarten gleich neben dem königlichen Schloss. August war seinerzeit Kurfürst von Sachsen und zudem König von Polen.
Heute befinden sich in der ehemaligen Orangerie der Wallpavillon, der Mathematisch-Physikalische Salon mit seiner Sammlung historischer wissenschaftlicher Instrumente, der Französische Pavillon und das Nymphenbad, eine sehr schöne Springbrunnenanlage. Einen Lageplan mit allen Gebäudeteilen des Zwingers kann man sich hier ansehen.
1712 kam die hier sichtbare und auf den alten Festungsmauern thronende Langgalerie hinzu, 1714 das herrliche Kronentor. 1719 erfolgte dann die offizielle Einweihung des Gebäudes; Anlass war die Hochzeit des Kurprinzen Friedrich August mit Maria Josepha, der Tochter des habsburgischen Kaisers. Komplett fertig gestellt wurde das Gebäude jedoch erst 1728 und ab diesem Zeitpunkt auch für die wertvollsten unter den Sammlungen des Königshofes genutzt.
Im Hintergrund ist das imposante Gebäude des Dresdner Staatsschauspiels zu sehen, davon aber ein andermal mehr.
Der üppige Sandsteinschmuck wurde vom Bildhauer Balthasar Permoser gestaltet.
Als letzter Bauabschnitt wurde 1855, also erst 136 Jahre nach der Eröffnung des Zwingers, das Ensemble zum Theaterplatz mit der Semperoper hin geschlossen. Durch den riesigen Torbogen blickt man direkt auf das Reiterstandbild König Johanns auf dem Theaterplatz. In diesem Teil des Gebäudes, dem nach seinem Architekten Gottfried Semper benannten Semperbau, befindet sich die Gemäldegalerie Alte Meister mit so berühmten Werken wie Bellottos Canalettoblick und Raffaels Sixtinischer Madonna (die vielen hauptsächlich durch die kleinen dicken Engelchen am unteren Bildrand bekannt ist *lach*).
Der Zwingerteich sowie die Gartenanlage und die Wasserbecken entstanden zwischen 1820 und 1830.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Zwinger mehrmals ganz oder teilweise zerstört und wieder aufgebaut (u.a. im Siebenjährigen und Napoleonischen Krieg, bei den Maikämpfen 1849 und durch die Bomben im 2. Weltkrieg).
Seit 1933 befindet sich am Sophientor ein Glockenspiel mit Glocken aus echtem Meißner Porzellan. Es spielt zu jeder viertel, halben, dreiviertel und vollen Stunde eine extra für dieses Glockenspiel komponierte Melodie und zusätzlich dreimal am Tag eine berühmte Weise. Diese ist zu jeder Tages- und Jahreszeit unterschiedlich, eine Übersicht gibt es hier.
Eingang zum Mathematisch-Physikalischen Salon, der sehr sehenswert ist, auch für Kinder. Wir haben dort mal einen sehr interessanten Regensonntag verbracht und die vielen historischen Mess- und Recheninstrumente bestaunt.
Von den Dachterrassen aus erkennt man gut die räumliche Nähe zur Semperoper (dem Gebäude mit dem grünen Dach).
Springbrunnenanlage auf den Dachterrassen des Wallpavillons
Details des etwas versteckt hinter dem Wallpavillon liegenden Nymphenbades
Ich hoffe, mein kleiner Rundgang hat euch gefallen!
Eine virtuelle Führung zum Schauspielhaus und zur Semperoper habe ich auch schon geplant.
Und wenn ihr Lust auf noch mehr Sightseeing habt: Alle 80 (!) bisherigen Blogeinträge zu meiner schönen Wahlheimatstadt Dresden und ihrer Umgebung findet ihr hier zum Nachlesen.
1 Kommentar:
Ich war zwar erst einmal in Dresden ( in einem sehr schönen, kalten Dezember ), habe mich aber bei deinen Fotos schnell wieder erinnert...muss unbedingt mal zur wärmeren Zeit wiederkommen. Die Schwägerin & Nichte sind momentan dort...
LG
Astrid
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