Dienstag, 23. Februar 2016

Einblicke in die arabische Küche

Seit fast genau zwei Monaten unterrichte ich jetzt meine derzeitige Klasse aus Männern, Frauen und einem Kind. Sie kommen aus Syrien, Eritrea und dem kurdischen Teil des Iran. 
Der Start von Null auf Hundert war eine ziemliche Herausforderung: Ohne bereits jemals vorher ernsthaft Deutsch unterrichtet zu haben (abgesehen von einzelnen Stunden ehrenamtlich und als Schülernachhilfe), begann gleich mein erster Arbeitstag mit den vollen sechs Stunden Unterricht, unterbrochen von zwei Pausen à 15 Minuten. Ich wusste weder, wie viele Schüler ich bekommen würde, noch woher diese stammten, welches Alter, Geschlecht oder welchen Bildungsstand sie haben würden. Mit diesen vielen Unbekannten bereitete ich meinen ersten Tag vor. 
Nach dem ersten vorsichtigen Herantasten fanden wir schnell zueinander und kennen uns mittlerweile recht gut. Es ist ein wunderbares und sehr bereicherndes Miteinander: Wir lachen viel zusammen, erzählen uns von unseren Ländern und Erfahrungen und waren bereits mehrmals im Theater, im Museum und zu Exkursionen in und um Dresden. Natürlich höre ich dabei auch sehr viele traurige Geschichten: Von inhaftierten Vätern, ermordeten Brüdern, untergegangenen Booten, ertrunkenen Freunden, Schlafen auf dem nackten Boden mitten im Winter und vom Staat abgebrannten oder beschlagnahmten Häusern. Dennoch sind meine Schüler unheimlich lebensfroh, wissbegierig, ehrgeizig und herzlich, dass ich mich oft frage, ob ich das in ihrer Situation noch so könnte. Vor allem die Männer sind so höflich, wie ich es sonst nur noch von meinem Großvater kenne! Sie halten mir die Tür auf, lassen mich immer zuerst eintreten, wischen mir die Tafel ab, helfen beim Tragen, bringen mir Blumen mit... 
Meine Schüler machen Fotos von sich an der Tafel und mit mir gemeinsam, um sie voller Stolz an ihre Eltern und Freunde in der Heimat zu schicken. Sie zeigen mir Bilder aus Damaskus, Aleppo, Latakia und ich kann nur ahnen, wie schön es dort vor dem Krieg gewesen sein muss. Sie bringen mir typisches Essen aus ihren Ländern mit oder laden mich in ihre winzigen Zimmer ein und kochen für mich.
Bei einer solchen Einladung bereiteten meine iranischen Gastgeber BURAK zu, die (ähnlich den chinesischen Frühlingsrollen) aus knusprig gebackenem bzw. frittiertem Yufkateig und einer leckeren Füllung bestehen. Dort waren die Röllchen mit Hühnchen gefüllt (was ich aus Gründen der Gastfreundlichkeit selbstverständlich gegessen habe). Meine eigene Variante zu Hause war dann aber doch vegetarisch gefüllt. 


Hier das Rezept:

Vegetarisch gefüllte Burak
(nach einem Rezept von Schahnaz aus dem Iran)

Zutaten:

* 1 Pckg. Yufka-Teigblätter (aus dem arabischen Supermarkt)
* Champignons
* Zwiebeln
* Salz
* Pfeffer
* Kurkuma
* Feta
* Petersilie

* ein Schälchen Wasser und einen Lebensmittelpinsel (Backpinsel) 
* Öl zum Braten/Frittieren

Zubereitung:

* Zwiebeln und Pilze in einer Pfanne weich braten, vom Herd nehmen
* mit Salz, Pfeffer und Kurkuma würzen
* Feta zerbröseln, Petersilie hacken, beides zu den Pilzen geben
* die Teigblätter auf einem großen Brett auslegen und reichlich mit Wasser bestreichen (sonst reißen bzw. brechen sie beim Aufwickeln)
* auf die breite Seite ein bis zwei Esslöffel der Füllung geben
* von der breiten Seite her aufrollen, dabei die Seiten mit einklappen
* in einer Pfanne ca. 1 cm Öl angießen
* ist es richtig heiß, die Burak-Röllchen vorsichtig hineingeben
* öfter wenden, damit sie von allen Seiten knusprig und braun werden

* mit einem Salat aus Tomaten, Gurken und Petersilie servieren

Guten Appetit!

Oder: حافيتت بيت
(Nos can be! - wie es auf Kurdisch heißt)

 Verlinkt beim Creadienstag.

Samstag, 13. Februar 2016

Frühling?!

Ich warte nach Weihnachten extra eine ganze Weile, bevor ich mir die ersten Tulpen, Freesien oder Narzissen ins Haus hole. Ich habe nämlich den Eindruck, dass sich meine Sehnsucht nach dem Frühling nur verlängert ;-) Da nun aber bereists eit Wochen sogar draußen die Schneeglückchen, Krokusse und Winterlinge ihre Blüten in die Wintersonne halten, habe auch ich zu diesen schön gefiederten Tulpen gegriffen. Zusammen mit etwas Blaubeerkraut und einigen Wachsblumen entstand ein vorfrühlingsleichtes Küchentischsträußchen.

Heißer Kakao, ein paar Kekse und der tägliche Eintrag im 10-Jahres-Buch - so kann ich nach der Arbeit ein bisschen entspannen.

Der kleine Zettel sollte mich diese Woche daran erinnern, täglich des Teenies Fische zu füttern und  Blumen zu gießen, während er im Skiurlaub weilte.

Nun ist meine Familie aus der weißen Winterwelt der österreichischen Alpen zurück, leider erstmals nicht ganz unversehrt. Den Lieblingsmann hat es erwischt und er landete mit dem Gesicht zuerst auf der Piste. Viel Blut, eine ausgekugelte Schulter, eine Fahrt mit dem Pistenfahrzeug und ein sehr hoher dreistelliger Betrag an Arzt- und Bergungskosten waren das Ergebnis. Ich bin froh, dass er nun wieder zurück zu Hause ist und ich ihn umsorgen kann (auch wenn er das nur ungern zulässt *ggg*).

Verlinkt bei Holunderblütchen.


Freitag, 12. Februar 2016

Der Luxus der Flüchtlinge

Dresden Gorbitz.
( = Leipzig Grünau, Jena Paradies, Berlin Marzahn, Rostock Evershagen...)
Ein Siebzehngeschosser.
An den Klingelschildern keine Namen, nur Nummern.
Zehn Türen auf einem Flur.
Sechs bis zum Einzug einander unbekannte Menschen in einer kleinen Dreiraumwohnung.
Plus Dauerbesuch von Familienmitgliedern, die in Camps oder anderen Städten untergebracht wurden.
Unsaniert.
Unrenoviert.
Teils Tapete, teils nackter Beton.
In jedem Schlafzimmer zwei Betten, ein Schrank, ein kleiner Tisch, zwei Stühle.
Keine Vorhänge, keine Rollos, keine Gardinenstange.
Gardinenstange anbringen: Nicht erlaubt.
Bilder an die Wand hängen: Nicht erlaubt.
Keine Schlüssel für die einzelnen Zimmer.
Ein winziges Badezimmer.
Einziges Möbelstück im Bad: Ein kleiner Spiegel.
Nicht einmal ein Duschvorhang.
Duschvorhangsstange anbringen: Nicht erlaubt.
Die Küche: In einem der Schlafzimmer!
Für alle!
Spüle, Herd, Waschmaschine
Kein Schrank, kein Regal, kein Tisch.


Ich schäme mich, dass hier bei uns in Deutschland Menschen so leben (wohnen? hausen?) müssen.

Und dann sagen immer noch welche:
Es geht ihnen ja sooo gut!

Dann tauscht doch mit ihnen!

Dienstag, 2. Februar 2016

Shirts für mittelgroße Jungs

In den letzten Tagen entstanden hier drei Shirts. Da ich eines davon jedoch irrtümlicherweise einige Größen zu klein zugeschnitten hatte (die Markierungslinien waren sich einfach zu ähnlich), bekam es ein anderer kleiner Mann und ich setzte mich noch einmal an die Maschine. Nun reichte aber der witzige Gespensterstoff nicht mehr ganz für Größe 152, ich besaß aber auch keinen passenden Kombistoff. Also ging ich nach der Arbeit erstmalig bei Stoff-Fischer vorbei und erstand einen sehr feinen, glatten schwarzen Jersey, der sich bestimmt auch wunderbar für feinere Kleidung eignet (Zitat des Kindes: "Mama, das ist ja fast Anzugstoff!"). Ich stückelte reichlich, aber sehr zu meiner Zufriedenheit, ein Shirt zusammen und versuchte mich auch erstmals an einer Halseinfassung aus Jersey statt Bündchen. Dabei achtete ich darauf, dass möglichst viele Figuren bzw. Augen auf dem Einfasstreifen zu sehen sind.


Im Laden entdeckte ich dann jedoch noch einen anderen tollen Jersey, über und über mit Raumfahrern, Planeten und Raketen bedruckt. Der musste unbedingt auch noch mit.

Also entstand am nächsten Abend noch ein Shirt, bei dem ich den Weltraumstoff mit grünem Punktejersey und grünem Bündchen kombinierte. Mama und Kind gefallen die Ergebnisse ausgesprochen gut. 
Ich bin ganz stolz, dass ich mich mal wieder an Kleidung gewagt habe und vor allem die Bündchen ordentlich hinbekommen habe. Das finde ich ja bei den Sachen die größte Schwierigkeit. Alle Shirts entstanden auf meiner normalen Nähmaschine mit dem Überwendlingsfuß und dem Pseudo-Overlockstich. 
Da sämtliche Nähfreundinnen sehr für Overlockmaschinen schwärmen, habe ich letzte Woche eine ausprobiert, um herauszufinden, ob ich so etwas auch brauche bzw. möchte. Und ich habe mich dagegen entschieden. Zu kompliziert, zu schnell, da traue ich mich alleine nicht ran. Es mag ja viel schneller gehen damit, aber die Geschwindigkeit meiner Maschine ist mir viel sympathischer.

Und damit ab zum Creadienstag.


Montag, 1. Februar 2016

Mein Februar


 
"Januar, Februar, März, April, die Jahresuhr steht niemals still..." - so singt es Rolf Zuckowski. Wie recht er damit hat, denn jetzt ist es schon wieder November. Hatte das neue Jahr nicht gerade erst angefangen? Wobei es mir andererseits auch vorkommt, als würde ich schon ewig unterrichten. Habe ich wirklich erst vor fünf Wochen damit angefangen? So viel Stoff haben wir schon durchgenommen, so dicke Hefter gefüllt, uns so gut kennen gelernt...

Das werden wir natürlich im Februar auch weiterhin tun, außerdem werde ich

* die Kinder in den Skiurlaub verabschieden
* den Geburtstag des Lieblingsmannes feiern
* der Geburt der Zwillinge einer lieben Freundin entgegenfibern
* eine Bluse für mich nähen
* die Theaterstücke Nathan der Weise und Morgenland gemeinsam mit meinen Schülerinnen und Schülern ansehen
* Dostojewkis Idioten kennen lernen
* mit meiner Klasse einen Stadtrundgang durch Dresden machen
* Geburtstagskarten an viele Freundinnen schreiben
* den Frühling im Palais besuchen
* mein erstes Lehrerinnengehalt in einen Flug für die ganze Familie nach Griechenland investieren
* das kleine Schulkind zu vielen Terminen begleiten, u.a. zum Kindercasting für ein Theaterstück
* eine Woche die Wohnung ganz für mich allein haben
* einige neue didaktische Methoden und das Vermitteln schwieriger deutscher Phonetik erlernen  
* Frühjahrsblüher auf den Wiesen suchen
* die Stille auf dem letzten Stück meines Arbeitsweges genießen
* die Dresdner Nähbloggerinnen beherbergen

Wie? Der Februar hat nur 28 Tage? Nee, dieses Jahr sind es doch 29 - also reichlich Zeit für alles *lach*

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