Für gestern Abend hatten wir uns etwas ganz Besonderes vorgenommen: Eine abendliche Wanderung zum berühmten Sandsteinfelsmassiv Schrammsteine. Ich hatte die Tour als Hochzeitstagsgeschenk für meinen Mann, aber irgendwie ja auch für uns alle gebucht.
Wir steigen also am Nachmittag hier in die S-Bahn bis Bad Schandau, setzten dort mit der Fähre über und waren kurz vor 17 Uhr am vereinbarten Treffpunkt. Gemeinsam mit unserer Bergführerin Gundel und 17 anderen Wanderfreunden starteten wir und ließen uns erst einmal gemütlich mit dem wunderschönen Aufzug in den Ortsteil Ostrau bringen:
Der 1904 erbaute und 1905 in Betrieb genommene Aufzug besteht aus einer 50 Meter hohen filigranen Stahlkonstruktion im Jugendstil. Initiiert und finanziert wurde der Bau des Aufzugs vom Hotelier Rudolf Sendig. Von der Aussichtsplattform hat man einen wunderschönen Blick ins Elbtal bis hin zum Lilienstein und dem großen Winterberg. Eine Brücke verbindet die Aussichtsplattform mit den Felsen und damit mit den Wanderwegen in die Umgebung.
Unser Weg führte uns noch ein Stück die Straße entlang und vorbei an den wunderschönen Villen im Schweizer Stil, die ebenfalls Rudolf Sendig erbauen ließ. Da der Hang zur Bauzeit der Gebäude noch nicht bewaldet war, bot sich aus den großen Panoramafenstern und -balkonen ebenfalls ein herrlicher Ausblick.
An der Straße, die Richtung Wald und Felsen führte, stand ein Apfelbaum neben dem anderen - udn die Früchte waren allesamt reif und leuchteten verführerisch. Ein paar konnten wir auch ohne zu klettern erreichen und ließen sie uns schmecken.
Nach diesem gemächlichen Tourenstart folgte eine straffe 4-km-Wanderung durch den Wald zu den Wildwiesen.
Blick über die Wildwiese zu den Schrammsteinen
Endlich lockert die Bewölkung etwas auf.
Blick auf die Falkensteine.
Dort befindet sich eine der zwei einzigen Feuerstellen in der Nationalparkkernzone. Überall anders darf kein Feuer gemacht werden. Und da man in der Kernzone nichts aus der Natur entnehmen und auch nichts zurücklassen darf, mussten wir sowohl das Feuerholz als auch die Grillstöckchen aus dem Tal mit nach oben bringen. Zum Glück war das - auf 17 Rucksäcke verteilt - kein Problem. Mittlerweile war es fast dunkel und wir hatten großen Hunger. Also schnell das Feuer schüren und die mitgebrachten Würstchen grillen. Nur - wie, so ganz ohne Grillrost? Alles, was wir hatten, waren ein paar Stöcke, Schaschlikspieße und eine Rolle Draht. Und so starteten wir eine Art Wettbewerb: Wer schafft es, unter Zuhilfenahme dieser Materialien am besten sein Würstchen zu grillen? Es war ein schöner Spaß, die verschiedenen Versuche und Varianten zu beobachten!
Variante 1: Mein Kleiner holte sein Taschenmesser raus, spitzte seinen Stock an, steckte das Würstchen darauf und legte los. Schon nach kurzer Zeit war es außen knusprig braun und er konnte als Erster losessen.
Das klappte allerdings nicht immer, weil die Würstchen ziemlich dünn waren und manchmal dabei zerrissen.
Variante 2: Einen Schaschlikspiße von im den Stock bohren oder mit Draht daran befestigen, das Würstchen darauf spießen und dann übers Feuer halten. Leider wurden die Würstchen bei dieser Variante ein Raub der Flammen, weil das dünne Spießchen in Nullkommanichts verbrannte und das Würstchen im Feuer landete.
Variante 3: Mehrere Schaschlikspieße vorn in den Stock spießen oder mit Draht daran befestigen, Wurst darauf spießen. Schon stabiler.
Variante 4: Zwei Würstchen rechts und links des Stockes mit Draht festbinden. Vorteil: Man kann mehrere Würstchen auf einmal grillen und die Konstruktion lässt sich prima drehen. Nachteil: Es ist anschließend ziemlich mühsam, den heißen und rußigen Draht von Würstchen und Stock zu fummeln, erst recht im Dunklen.
Variante 5: Ein längeres Stück Draht vorn am Stock befestigen und das Würstchen wie an einer Angel daran befestigen. Vorteil: Mann kann weit genug vom Feuer wegstehen. Nachteil: Das Würstchen brutzelt ungleichmäßig, ist unten schon schwarz, aber oben noch nicht gar.
Variante 6: Ich habe aus dem Draht ein Gitter gewebt, ähnlich einem groben Spinnennetz. Dieses hängte ich an drei Drähten an meinen Stock. Damit konnte ich mehrere Würstchen oder auch Brötchen über die Glut halten und zwischendurch einmal wenden. Meine Variante hat zugegebenermaßen viel Begeisterung hervorgerufen.
Während ein Teil von uns schon mit dem Grillen begonnen hat, erklomm eine kleine Abordnung von uns noch die Schrammsteine. Ausgerüstet mit Kopflampen stiegen sie in nur einer Stunde bis zur Schrammsteinaussicht hoch und wieder herunter. Sehr sportlich!
Mittlerweile war es stockfinster, aber der Vollmond schien faszinierend durch die durchbrochene Wolkendecke.
Anschließend saßen wir noch bis 21 Uhr am Feuer und machten uns dann sehr zügig durch den stockfinsteren Wald auf ins Tal zurück. Ein Hoch auf unsere Kopflampen! Unser Ziel: Die letzte Fähre des Tages, die um 21:55 Uhr zum Bahnhof übersetzte. Mit Rennen schafften wir es 21:54 Uhr. Puh! Unser Zug stand auch schon da und am Dresdner Hauptbahnhof warteten unsere Fahrräder. Kurz nach 23 Uhr waren wir schließlich zu Hause und fielen augenblicklich in unsere Betten. Ich glaube, so sehnsüchtig haben die Kinder noch nie nach Schlaf verlangt *ggg*. Aber schön war's!
Wer jetzt Lust bekommen hat: Unsere Tour fand im Rahmen des Wanderfestivals statt. Der Tourismusverband Bad Schandau, zu dem auch unsere Führerin Gundel gehört, bietet aber auch einiges an, z.B. Kletter- oder Yogakurse.
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