Montag, 1. September 2014

Wenn eine(r) eine Reise tut ODER Odyssee quer durch Deutschland

Das Reisen in vollen Zügen genießen - genau das habe ich am Wochenende ausführlich getan. Im übertragenen Sinne, indem ich ein schönes Schulanfangswochenende bei Nicole und ihrer Familie im Harz verbringen durfte.
Und leider auch im wörtlichen Sinne gestern bei der Heimfahrt. Die lief nämlich folgendermaßen ab:
Drei Tage vor der Fahrt habe ich meine Fahrkarte online gebucht, um zum günstigen Frühbucherpreis IC und ICE nutzen zu können und damit eine ganze Stunde Fahrzeit einzusparen. Wir hatten nämlich vor, den Abend vor dem neuen Schuljahr gemeinsam gemütlich zu verbringen und am Lagerfeuer Abendbrot zu essen. Abfahrt war kurz vor 12 Uhr mittags in Ellrich bei Nordhausen, Ankunft sollte 15:38 Uhr in Dresden sein. Zwischendurch lagen drei Umstiege in Nordhausen, Halle und Leipzig. Die erste, nur fünfzehnminütige Teilstrecke bis Nordhausen verlief problemlos. In Nordhausen ging der "Spaß" dann los. Die Kombination aus Gleisverlegung und defekten Anzeigetafeln hatte zur Folge, dass im Anstand von nur einer Minute zwei Züge in unterschiedliche Richtungen auf ein und demselben Gleis abfuhren (was ich allerdings nicht wusste). Da ich seitlich des Zuges aus dem Bahnhofsgebäude kam, sah ich die Anzeige vorn an der Lok nicht und stieg ein. Und weil ich die Strecke nicht so oft fahre und daher die Zwischenhalte nicht auswendig kenne, fiel mir die verkehrte Richtung eben auch nicht auf. Ebenso wenig wie dem Schaffner übrigens, der meine Fahrkarte mit den genauen Start- und Zielangaben kontrollierte! Als wir dann exakt zur auf dem Fahrschein angegebenen Zeit an der Endstelle des Zuges - die Halle an der Saale sein sollte - einfuhren, schnappte ich mir mein Gepäck, um den Zug zu verlassen. Beim Blick aus dem Zugfenster traf mich beinahe der Schlag: Auf dem Anzeigetafeln im Bahnhof stand nämlich nicht etwa "Halle", sondern "Kassel-Wilhelmshöhe". Ich wusste ziemlich genau, dass DIESE Stadt nicht auf der Strecke Nordhausen-Halle liegt! Mittlerweile hatte aber schon die digitale Anzeige im Zug gewechselt und als neues Ziel stand da: Halle. Ich stand also zur richtigen Zeit am falschen Ort, aber scheinbar doch im richtigen Zug? Meine Verwirrung war komplett und ich fragte erst einmal meine Mitfahrer, wohin denn der Zug nun unterwegs sei, in dem wir uns hier befunden. Wahrscheinlich haben sie daraufhin etwas an meiner Zurechnungsfähigkeit gezweifelt... ;-)
Ich bleib also im Zug und wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass ich nun drei ganze Stunden verloren hatte. Doch das war leider noch nicht alles. Kurz nach unserer Abfahrt in Kassel blieb der Zug liegen - und wir warteten eine geschlagene Stunde auf die Ersatzlok. Zu allem Überfluss rechnete ich damit, mir eine neue Fahrkarte kaufen zu müssen, denn für die Fahrt von Kassel aus hatte ich ja nicht gelöst. Doch auch der neuen Schaffnerin fiel nicht auf, dass weder Zeit noch Ort meiner Fahrt mit den Angaben auf meinem Fahrschein übereinstimmten. Ich bin nicht sonderlich gut darin, in solchen Situationen gelassen zu bleiben, riss mich aber zusammen. Das war allerdings schlagartig vorbei, als  kurz nach meiner eigentlichen Ankunftszeit in Dresden mein großes Schulkind anrief, wo ich denn bliebe. Er stand am Bahnhof und wollte mich abholen. Da war es zu viel für mich und ich weinte los.
Gegen 17 Uhr - wir erinnern uns, ich wollte bereits seit anderthalb Stunden zu Hause sein - kam ich endlich in Halle an. Der nächste verfügbare Zug nach Leipzig war die S-Bahn eine halbe Stunde später. Das gab mir die Gelegenheit, zum ersten Mal seit dem Frühstück etwas zu essen. Mitgenommen hatte ich nämlich nichts, da mein Plan war, bei einem meiner zahlreichen Umsteigemanöver etwas Essbares zu erwerben. Die S-Bahn war kurz und brechend voll, aber die Fahrt dauert ja zum Glück nur eine knappe halbe Stunde. In Leipzig verpasste ich dann meinen ICE um ganze drei Minuten und musste eine Dreiviertelstunde auf den nächsten Zug, einen Regionalexpress, warten. Die Zeit verbrachte ich mit einer Zeitung im Buchladen (meinen neuen Roman hatte ich auf dieser Fahrt komplett durchgelesen) und einem großen Caramel Macchiato und einem Brownie zum Mitnehmen bei Starbucks, was mich etwas tröstete. Schließlich fuhr mein letzter Zug für diesen Tag im Bahnhof ein und ich suchte mir einen Platz. Ich saß noch nicht einmal richtig, da kam die Schaffnerin durch und informierte uns, dass wir alle in den anderen Zugteil umziehen müssten, dieser hier würde nämlich gleich abgehängt. Also meine Sachen geschnappt und ab in den anderen Zugteil. Der war unheimlich voll - wie immer zu dieser Zeit auf dieser Strecke - und ich quetschte mich zu drei Männern auf einen Viererplatz. Als ich mich gerade fragte, wie ich so anderthalb Stunden sitzen sollte, kam eine neue Durchsage: "Bitte wechseln Sie den Zugteil, DIESER hier wird nun abgehängt." Nun war die Verwirrung komplett und keiner wusste mehr, welcher Zugteil nun fuhr und welcher nicht. Ich schnappt mir abermals meine Sachen, Rucksack auf dem Rücken, die neue Brigitte MOM in der einen und Kaffee und Brownie in der anderen Hand und suchte mir zum dritten Mal einen neuen Platz. Sogleich bekam ich auch einen Sitznachbarn und erfuhr in den nächsten 90 Minuten so einiges über die Germanistikstudienbedingungen in Leipzig und den aktuellen Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler um die 30 *ggg*. Die Zeitungslektüre mach ich dann halt wann anders ;-) .
Halbwegs pünktlich erreichten wir kurz vor 21 Uhr Dresden und ich machte mich gleich auf den Weg zur Straßenbahn. Toll, meine Bahn stand bereits an der Haltestelle. Leider reagierte der Fahrer nicht auf mein Drücken am Türknopf, auch nicht ganz vorn bei ihm, sodass ich nur den Rücklichtern hinterher schauen konnte. Wäre ja ja auch zu schön gewesen, wenigstens einmal an diesem Tag mit den Öffentlichen Glück zu haben. 20 Minuten Warten war keine Option, also lief ich los. Kurz nach neun stand ich dann endlich völlig fertig und fünf Stunden (!) später als geplant zu Hause. Der Abend war natürlich gelaufen, mir blieb nur noch ein Gutenachtkuss für jedes Kind. Ich war echt kaputt, aber am meisten tat es mir für die Jungs leid, dass aus unserem Ferienabschlussabend nichts geworden war. Zumindest nicht für uns alle gemeinsam, denn der Papa hatte den Abend wie geplant mit ihnen am Lagerfeuer verbracht. Na, wenigstens was! Mein Brownie hat es leider nicht mit nach Hause geschafft, den habe ich im Zug liegen lassen. War mittlerweile aber auch egal.
Zu Hause musste ich dann "nur" noch die Zuckertüten für die Kinder packen (die gibt es, weil der Große nochmal die Schule wechselt; und ich war ja davon ausgegangen, am Nachmittag noch massig Zeit dafür zu haben...), das Sportzeug packen, die erste Fahrt in die neue Schule zu besprechen und den neuen Stundenplan aus dem Netz runterladen. Leider hatte sich darum nämlich während meiner Abwesenheit hier keiner gekümmert... Und das große Kind am ersten Schultag in der neuen Schule ohne Plan und Sportzeug auftauchen zu lassen, das habe ich dann doch nicht übers Herz gebracht.

Ich glaube, heute muss ich mich von dem Tag gestern erstmal ein bisschen erholen :-)


5 Kommentare:

Stefanie hat gesagt…

oh man ... wenns schief geht, dann richtig. Dann erhole dich heute mal von dem ganzen hin und her und hab einen guten Wochenstart!
LG Stefanie

Beate hat gesagt…

Oh je, das klingt nach einer sehr abenteuerlichen Bahnreise. ich glaube da hätte ich zwischendrin mehrere Nervenzusammenbrüche gehabt, da ging ja alles schief.
Den gemeinsamen Lagerfeuerabend müsst ihr dann nächstes Wochenende nachholen.

Liebe Grüße

Beate

by Aprikaner hat gesagt…

manchmal kommt echt alles zusammen *drück* Du Arme!

Liebe Grüsse
anja

Frau Atze hat gesagt…

Halleluja wat nen Krimi und das in Richtig! Was sind denn das für Schaffner sag mal??!! Ich glaube ich wäre ausgerastet... ! Gute Erholung heute!!

SAM hat gesagt…

Genau deshalb fahr ich Auto! Im Stau stehen verkraften meine Nerven besser als solche Tortur! Ich hoffe, heut lief dann trotzdem alles glatt. Liebe Grüße Sandra

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...