Am Freitag habe ich an einem Gewinnspiel teilgenommen. Der Preis: Eine Reise nach Paris. Ich habe sie nicht gewonnen. Ich weiß auch nicht, ob sie überhaupt verlost wurde. Denn plötzlich hat sich Paris vom Sehnsuchtsort an der Seine zur Stadt des Terrors gewandelt. Seitdem gibt es kaum noch ein anderes Thema, auf allen Kanälen wird geschrieben und diskutiert, ausgewertet und analysiert, Trauer bekundet und Konsequenz gefordert.
Und ich? Ich bin schockiert, natürlich. Wir alle sind jedes Mal wieder schockiert, wenn so etwas passiert. Obwohl es so oft geschieht, wahrscheinlich fast täglich irgendwo auf der Welt, wir erfahren es nur nicht immer.
Schockiert, ja, aber nicht traurig. Warum sollte ich trauern? Ich habe niemanden verloren, den ich kannte, der mit nahe stand. Natürlich tut es mir leid für jeden, der einen lieben Menschen verloren hat. Aber ich bin nicht persönlich betroffen (Gott sei Dank!!!). Die Opfer von Paris sind für mich genauso fremd wie jeder tote ukrainische Widerstandskämpfer, jedes verhungerte afrikanische Kind, jeder in einem Drogenkrieg ermordete Mexikaner. Ich mache keinen Unterschied zwischen fremden Toten je nach ihrer Herkunft oder Religion.
Andere Menschen machen allerdings scheinbar genau diesen Unterschied. Jeden Tag sterben viel zu viele Menschen auf der Welt. Aber manchmal, nur manchmal, gibt es für einige von ihnen ungeheure Trauerbekundungen, betroffene Blogposts, Kerzen und Kondolenz en masse in den sozialen Netzwerken und staatlich organisierte Schweigeminuten.
Und jedes Mal frage ich mich: Warum sind diese Menschen mehr wert als all die anderen, die irgendwo im Bombenhagel, bei Anschlägen, Naturkatastrophen, Genoziden oder aus purer Not umkommen? Warum werden manche international tagelang betrauert und andere sind nicht einmal eine Randnotiz in den Medien wert? Und warum fühlen sich manche Menschen von dem Tod Einzelner so viel mehr betroffen als vom Sterben anderer? Weil Paris uns räumlich und kulturell näher ist? Oder, böse vermutet: Weil die Opfer Europäer, Weiße, Christen waren (oder gewesen sein könnten)? Weil wir an toten Franzosen in der Stadt der Liebe noch nicht so übersättigt sind wie an toten Syrern, Afghanen, Irakern, Palästinensern oder an ertrunkenen Flüchtlingen?
Ich weiß es nicht. Aber etwas anderes weiß ich: Es ist keine Trauer, die ich verspüre, wenn ich solche Nachrichten wie die aus Paris höre oder über die Geschehnisse in der Welt nachdenke. Das Gefühl, das sich dann in mir breit macht, ist ein anderes, nämlich WUT!
WUT auf eine Handvoll menschenverachtender Idioten, die ihre verquere Ideologie aufs Grausamste verbreiten wollen und denen dabei nichts, aber auch gar nichts heilig ist.
WUT auf all die Staaten und Regierungen, die - aus welchen Gründen auch immer - vermutlich gar nicht an einem Ende der Terrorherrschaft im Nahen Osten interessiert sind.
WUT auf die Waffenhersteller, die sich eine goldene Nase an genau diesen Greueltaten verdienen und dann Sätze sagen wie "Es ist ja gar nicht die Waffe, die tötet, es ist immer der Mensch, die Waffen sind harmlos."
WUT auf Regierungen, die nicht nur wirkungsvolle Aktionen gegen IS & Co vermissen lassen, sondern aus eigenen Interessen sogar noch unterstützend wirken.
WUT auf Oppositionen, die das nicht verhindern.
WUT auf diejenigen, die diese schlimmen Ereignisse instrumentalisieren und für ihre Zwecke nutzen.
WUT auf alle, die jeden Anschlag als willkommene Gelegenheit nutzen, unsere Bürger- und Freiheitsrechte weiter gravierend einzuschränken.
WUT auf alle, denen das egal ist.
Und nicht zuletzt WUT auf diejenigen, die sich jetzt in ihrer ebenfalls menschenverachtenden Ideologie bestätigt fühlen, dass man Menschen aus bestimmten Kulturen oder Religionen lieber ertrinken oder im Krieg erschießen lassen sollte, als ihnen Asyl in Europa zu gewähren, weil das den Terror hier verhindern würde. Die Kerzen auf Facebook posten, weniger als Zeichen der Menschlichkeit gegenüber den Opfern der Anschläge, sondern viel mehr als Zeichen der Härte und Unmenschlichkeit gegenüber allen, die gerade auf der Flucht sind und hier Schutz suchen.
Ich weiß es nicht. Aber etwas anderes weiß ich: Es ist keine Trauer, die ich verspüre, wenn ich solche Nachrichten wie die aus Paris höre oder über die Geschehnisse in der Welt nachdenke. Das Gefühl, das sich dann in mir breit macht, ist ein anderes, nämlich WUT!
WUT auf eine Handvoll menschenverachtender Idioten, die ihre verquere Ideologie aufs Grausamste verbreiten wollen und denen dabei nichts, aber auch gar nichts heilig ist.
WUT auf all die Staaten und Regierungen, die - aus welchen Gründen auch immer - vermutlich gar nicht an einem Ende der Terrorherrschaft im Nahen Osten interessiert sind.
WUT auf die Waffenhersteller, die sich eine goldene Nase an genau diesen Greueltaten verdienen und dann Sätze sagen wie "Es ist ja gar nicht die Waffe, die tötet, es ist immer der Mensch, die Waffen sind harmlos."
WUT auf Regierungen, die nicht nur wirkungsvolle Aktionen gegen IS & Co vermissen lassen, sondern aus eigenen Interessen sogar noch unterstützend wirken.
WUT auf Oppositionen, die das nicht verhindern.
WUT auf diejenigen, die diese schlimmen Ereignisse instrumentalisieren und für ihre Zwecke nutzen.
WUT auf alle, die jeden Anschlag als willkommene Gelegenheit nutzen, unsere Bürger- und Freiheitsrechte weiter gravierend einzuschränken.
WUT auf alle, denen das egal ist.
Und nicht zuletzt WUT auf diejenigen, die sich jetzt in ihrer ebenfalls menschenverachtenden Ideologie bestätigt fühlen, dass man Menschen aus bestimmten Kulturen oder Religionen lieber ertrinken oder im Krieg erschießen lassen sollte, als ihnen Asyl in Europa zu gewähren, weil das den Terror hier verhindern würde. Die Kerzen auf Facebook posten, weniger als Zeichen der Menschlichkeit gegenüber den Opfern der Anschläge, sondern viel mehr als Zeichen der Härte und Unmenschlichkeit gegenüber allen, die gerade auf der Flucht sind und hier Schutz suchen.
Da ist Wut, nichts als Wut!
6 Kommentare:
Kann dich genau verstehen. Es ist sehr schlimm was da passiert ist, aber zB. in Syrien , Irak geht wahrscheinlich jeden Tag irgendwo eone Bombe hoch und unschuldige Menschen werden in den Tod gerissen. Jeden Tag sterben durch den Terror Menschen...Meschen die wir nicht kennen. Aber um die trauert nicht jeder jeden. Wechselt für die sogar sein Profilbild. Aber jetzt wo der Terror so nah, quasi vor der Haustür passiert und man selbst oder nahe Bekannte betroffen sein könnten, wird getrauert. Da frag ich mich sind diese Meschenleben mehr wert als die im Nahen Osten, in Nigeria oder sonst wo? Deine Wut kann ich voll nachempfinden. Es ist schlimm, was da gerade passiert auch im Bezug auf die Flüchtlinge.
LG Anja
liebe Regina, du findest irgendwie immer die richtigen Worte... danke für diesen Post!
Darüber haben wir heute auch in der Mittagspause diskutiert - wenn auch unter erschwerten Bedingungen, da wir eine Sechsjährige mit am Tisch hatten - und ich habe deinen Standpunkt vertreten. Die Gegenargumente anzuhören - Angriff nicht auf "uns besonders nahestehende Europäer" sondern auf das Rechte- und Wertesystem, in dem wir leben und damit dann doch ein Unterschied zu den ebenso beklagenswerten Opfern in der sogenannten dritten Welt, bei denen es kein mediales Echo gibt - fand ich aber auch nachvollziehbar und überdenkswert ...
Danke Regina. Immer wieder ein echter Trost für mich in diesen verrückten Tagen, von anderen zu hören oder zu lesen, dass sie meine Gedanken teilen.
Sorry, wenn ich bei der NahtzuGabe außen vor bleibe. Ich bin lieber zu Hause aktiv, da kann ich meine Zeit besser einteilen, brauche keine Kidsbetreuung ... In meinem Keller stapeln sich grad gesammelte Spenden, die ich dringend zu Kathy schaffen muss. Und nähen tu ich auch bissel, Schals und Mützen. ;-)
Liebe Grüße, Carla.
Danke! Ich wüte mit, genau in diesem Sinne...
Astrid
Liebe Regina, danke für deinen Kommentar bei mir und dafür, dass du mir Mut machen möchtest. Ich habe erst einmal darüber nachdenken müssen, im Alltagsstress geht das nicht so gut. Wenn man die Ereignisse in Paris analysiert, dann kommt man leider zu dem Ergebnis, dass aus Sicht der IS der Anschlag in Paris...so zynisch das auch klingen mag...gescheitert ist. Das eigentliche Ziel war das Stadion...mit seinen Zehntausenden Besuchern. Es sollten so viel Menschen wie möglich sterben....und die Rettungskräfte sollten komplett davon überfordert sein (deshalb mehrere "Terror-Schauplätze" in Paris). Es gibt also die sehr berechtigte Angst, dass es in Europa noch mehr Tote geben wird, denn die IS wird nun keine Ruhe geben...Nein, ich finde nicht, dass die Welt sich nicht verändert hat. Gerade hier in Europa fliegen uns die Veränderungen derzeit nur so um die Ohren....Europa ist aus den Fugen geraten...und mir fallen da mehrere ein, die daran Interesse haben könnten...
Ich traure durchaus um die Toten in Paris. Ich bin mit Frankreich und den Franzosen sehr verbunden...und ich habe die Bilder der vielen jungen Menschen gesehen, die bei dem Anschlag ums Leben gekommen sind. Ich kann das Leid der Hinterbliebenen sehr gut nachempfinden...
Herzlichst, Lotta.
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