Im Rahmen der Aktion Blogg dein Buch habe ich mal wieder fleißig und mit viel Spaß gelesen. Diesmal gab es Schlüsselfertig von Kirsten Rick:
Silke ist noch nicht so alt, wie ihr
Name es vielleicht vermuten lässt, und lebt ein Leben, in dem rein
gar nichts passiert. Es sei denn, man zählt einen Job am Schalter
der Dorfsparkasse oder Schnäppchenjagden mit Mutti beim Discounter
zu den aufregenderen Lebensereignissen.
Wer anders ist, wer etwas will vom
Leben, der hat schon längst das Weite gesucht. Wer im Dorf bleibt,
besitzt entweder das örtliche Opel-Autohaus oder versorgt als
Dorffriseuse die ganze Gegend mit einem nicht enden wollenden
Nachschub an Wasserstoffperoxid und Drei-Wetter-Taft. Oder kann sich
einfach zu nichts anderem aufraffen – so wie Silke. Die bleibt und
stößt sich auch weiterhin jeden Morgen wieder den Kopf an der
Dachschräge ihres Zimmerchens im Haus der schottisch-geizigen
Schwiegereltern. Und wo Schwiegereltern sind, da ist ein Heiner nicht
weit. Heiner, das ist der Mann, mit dem Silke seit vielen Jahren das
Dachzimmerchen teilt und dem sie nicht mehr beim Essen zuschauen
kann, ohne dass sich ihr der Magen umdreht. Doch da naht der Gipfel
des Glücks in Form eines Fertighäuschens, ohne Keller, dafür aber
mit einem Haushaltsraum für Waschmaschine und Bügelbrett.
Selbstredend auf dem sumpfigen Grundstück gleich neben dem
Schwiegerelternhaus, das sie just zu diesem Zweck mal eben erworben
haben. Alles fein säuberlich geplant und ausgewählt von Heiners
Eltern und der leicht überforderten Silke bereits fix und fertig
serviert. Aber vorher sollen die beiden jungen Leute doch bitte noch
auf Wunsch der Altvorderen ihre Beziehung „in Ordnung bringen“,
sprich: das Standesamt aufsuchen. Es versteht sich von selbst, dass
die Schwiegereltern auch hier schon mal etwas vorbereitet haben:
Einen Ehevertrag nämlich, der ihren Goldsohn vor den finanziellen
Fängen seiner Zukünftigen schützen soll.
Doch dann kommt alles ganz anders, denn
Silke erwischt ihren Heiner mit Wasserstoffblondine Monique, ihres
Zeichens Dorfcoiffeuse, im Heu. Ganz langsam erwacht Silke aus ihrer
Lethargie und brennt fast mit dem Brad Pitt der Fertighausverkäufer
durch, bis... alles noch einmal ganz anders kommt. Aber das wird
nicht verraten.
Kirsten Rick hat mit Schlüsselfertig
einen Frauenroman vorgelegt, der nicht ganz so rosarot ist wie viele
andere (die ich aber ab und an auch ganz gern mag) – das sieht man
schon am Cover ganz in Hellblau. Auch drinnen liest er sich weniger
romantisch als vielmehr ziemlich bissig. Das Dorf und seine Bewohner
werden reichlich sarkastisch porträtiert und aufs Korn genommen,
aber auch die Städter bleiben nicht verschont. Da wird schon mal aus
dem gefeierten Hardrocker ein anlehnungsbedürftiges Bürschchen mit
Tränen in den Augen, dem man am liebsten einen Plüschteddy in den
Arm drücken möchte.
Ich musste oft laut lachen und hatte
großen Spaß an Frau Ricks Lust an Wortspielereien. An der einen
oder anderen Stelle hätte ich der lethargischen Silke am liebsten
mal so richtig in den Hintern treten und ihrer dauerplappernden
Mutter sowie der sich chronisch einmischenden Schwiegermama die
Meinung geigen wollen. Und bei den Gelagen von Mr. Massivhaus und
Silke in der Musterhaussiedlung hätte ich gern mal Mäuschen
gespielt – oder gleich mitgemischt. Am Ende hat Silke alles verloren, was sie mal hatte udn vor allem das, was sie hätte haben können. Aber was sie gewonnen hat, ist unendlich viel mehr!
Das Lesen hat wirklich Spaß gemacht,
Verlauf und Ende der Geschichte waren teilweise sehr überraschend
und ich würde jederzeit wieder etwas von dieser Autorin lesen. Dann
aber als richtiges Buch, denn die Zettelwirtschaft des ausgedruckten
E-Books hat den Lesegenuss etwas geschmältert. War allerdings mein
Fehler, denn ich habe mich für dieses Buch angemeldet, obwohl ich
gar keinen E-Reader besitze. Dass es sich um ein E-Book handelt, habe
ich zu spät registriert.
Titel: Schlüsselfertig
Autorin: Kirsten Rick
Verlag: Dotbooks
hier erhältlich
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