Als wir uns für Verona als zweiten Urlaubsort entschieden hatten, stand mein größter Geburtstagswunsch schnell fest: Einmal eine Oper in der
ARENA DI VERONA erleben! Ich bin sowieso ein großer Opern-Fan und habe sowohl in Leipzig als auch hier in der Semperoper schon einiges gesehen, aber dieses Ereignis, in einem der weltgrößten Amphitheater einer Aufführung beizuwohnen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Meine Schwiegereltern schenkten mir eine Karte für Verdis NABUCCO und ich war schon Wochen vorher so gespannt auf dieses Ereignis!
Am 4. August war es dann soweit: Kurz vor 21 Uhr verabschiedete ich mich in Abendkleidung von meinen drei Männern, tauschte die bequemen Outdoorsandalen gegen meine neuen roten Lieblingssschuhe, besorgte mir noch ein Sitzkissen und ein Libretto-Heftchen an einem der vielen Souvenirstände und machte mich auf in die Arena.
Alles war generalstabsmäßig geplant: Auf den Eintrittskarten standen nicht nur Zeit, Platz und Reihe, sondern auch, über welchen der über 60 Eingänge man die Arena betreten sollte. Drinnen standen dann überall nette Platzanweiserinnen, die orientierungslose Besucher durch das Wirrwarr aus rund 20.000 Plätzen dirigierten. Viel Platz hatten sie ja damals nicht eingeplant, für die Besucher ihrer Gladiatorenkämpfe und Raubtier-Shows... ;-)
Zuerst war ich vom langen Tag bei fast 40°C sehr müde und geschafft und habe mir erstmal eine völlig überteuerte Cola bei einem der vielen umher laufenden Getränkeverkäufer gegönnt. Aber Müdigkeit und enge Sitzreihen waren schnell vergessen, als es auf der Bühne richtig losging.
Ca. 1/6 der Sitzreihen wird nicht als Sitzplätze verkauft, sondern befinden sich hinter der Bühne und wird als solche mit genutzt. In einzelnen Szenen standen dort unzählige als königliche Soldaten verkleidete Schauspieler und goldenen Gewändern mit Fackeln, ein andermal qualmte es mächtig aus übermannshohen Schalen (ähnlich denen des olympischen Feuers). Dreimal war für 20 Minuten eine Pause, in der die Bühne umgebaut wurde, doch auch innerhalb der einzelnen Szenen gab es immer wieder größere Umbauten. dafür wurde kurz die Bühnenbeleuchtung ausgeschaltet, unzählige in Schwarz gekleidete Helfer sprangen in die Kulissen und dann hörte man für kurze Zeit nur noch das Surren der Akkuschrauber. DAS hatte ich noch in keiner Oper erlebt! :-)
Da ich NABUCCO noch nicht kannte und natürlich komplett auf Italienisch gesungen wurde (hier in Deutschland gibt es i.d.R. deutsche Übertitel), war mir das viersprachige Libretto eine große Hilfe. So konnte ich gleichzeitig die Handlung verfolgen und nachschauen, wo im italienischen Text die Sänger sich gerade befanden. Durch die Größe der Arena waren ganz andere Dimensionen an Bühnenbild und Chorbesetzung möglich, als das in normalen Opernhäusern der Fall ist. Teilweise standen 150 Sängerinnen und Sänger gleichzeitig auf der Bühne und haben gesungen. Großartig!!!
Auch die Kostüme haben mir gut gefallen.
Die ergreifendste Stelle war für mich allerdings der berühmte Gefangenenchor mit seinem Gesang "Va pensiero", das der italienische Rocksänger Zucchero vor einigen Jahren in einer modernen italienisch-englischen Variante gesungen hat. Hier die offizielle Aufnahme aus der Arena von 2011:
Leider wurde aus unerklärlichen Gründen das sehr energiegeladene Ende in dieser Version abgeschnitten, deshalb hier noch eine nicht ganz so hochwertige, dafür aber vollständige Version:
Und wer Lust auf mehr und auf viele Aufnahmen der Arena selbst hat, wird beim offiziellen Video der 100-Jahr-Feier der Oper in der Arena fündig:
(bitte überseht das unmögliche Kleid der Moderatorin *grins*)
Und hier noch mehr Impressionen aus dieser bezaubernden Stadt (die man schon allein wegen der gigantischen Auswahl fantastischer Eiscafés besuchen sollte!):
Liebeschlösser unterm berühmten Balkon der Julia
Da ist er ja, Julias Balkon!
(nicht im Bild: die etwa 500 anderen Touristen, die ihn sich gleichzeitig mit uns angeschaut und selbstverständlich auch fotografiert haben)
Natürlich kann man der Julia auch schreiben und den Brief in diesen zuckersüßen Briefkasten werfen.
Unsere Jugendherberge!
Und der Jugendherbergspark!
Schaufensterdeko in einem superfeinen Kaufhaus (wohl das veronesische KaDeWe *ggg*)
Vom Konsumtempel zum Gotteshaus: Eine reich verzierte Chiesa
Türherz
Wow! In Italien sieht wirklich alles aus wie gemalt, oder was meint ihr?
Musikalisch-malerische Grüße!