Ich gebe zu, ich war am Sonntag schon etwas enttäuscht. Keine Blümchen, kein Kuchen, kein Extraküsschen - nix. So, als wäre es ein Tag wie jeder andere. Dabei hatten wir die Kinder beide vorher gefragt, ob sie vielleicht Lust zum Kuchenbacken hätten. Nö, hatten sie nicht.
Schade finde ich auch, dass solche Tage in vielen Kitas und Schulen heute überhaupt keine Rolle mehr spielen. Versteht mich nicht falsch: Ich will auf gar keinen Fall, dass immer vor Ostern/Weihnachten/Frauentag/Vatertag/Muttertag etc. alle Kinder zwangsweise eine Bastelbeschäftigung machen müssen, bei der am Ende jede Mutter und jeder Vater exakt das gleiche Geschenk bekommt, zur Not noch von der Erzieherin verbessert. Das ist eine Praxis längst vergangener pädagogischer Tage und das ist auch gut so.
Ich frage mich allerdings, was dagegen spricht, den Kindern einfach nur vom Mama- und Papatag zu erzählen oder vielleicht ein freiwilliges Angebot zu machen. Eine selbstgemalte Karte (ohne Standardtext!), ein paar Blumensamen im Joghurtbecher, das wär doch schon was.
Ein Nachbarskind hat mir erzählt, an seiner Grundschule hätte ein Mütternachmittag stattgefunden, bei dem die Mütter sich einfach nur gemütlich hinzusetzen brauchten und die Kinder haben sie dann mit Kaffee und Kuchen versorgt und Lieder gesungen und auf ihren Instrumenten gespielt oder ein Gedicht aufgesagt. Muss natürlich unbedingt alles freiwillig sein, finde ich, aber sonst ist es eine wirklich nette Idee. Naja...
Es gibt ja auch viele Leute, die über solche Tage schimpfen, den Kapitalismus oder die Floristen oder beide beschuldigen und meinen, das wäre alles völliger Quatsch und einmal im Jahr sowieso viel zu wenig und seine Zuneigung könnte man auch an jedem beliebigen anderen Tag zeigen. Das ist ja prinzipiell völlig richtig. Nur - machen das diese Leute dann auch wirklich? Bringen die Männer, die sich am lautesten über den Valentinstag beschweren, wirklich öfter einfach mal so zwischendurch Blumen mit oder lassen ihre Frau am Wochenende ausschlafen und kümmern sich allein um die Kinder? Da bin ich mir nicht so sicher...
Und ich finde, wenn man sich sonst schon nicht besonders ins Zeug legt und dann auch noch so einen Tag einfach so verstreichen lässt, das ist wirklich gemein und wenig wertschätzend dem anderen gegenüber. (Jaja, der Wert, der holt mich scheinbar neuerdings immer wieder ein...)
Außerdem: Was spricht dagegen, es immer mal zwischendurch UND an diesem besonderen Tag zu tun? Man lässt ja auch keinen Geburtstag ausfallen mit der Begründung, einmal im Jahr wäre Blödsinn und man hätte und könnte und sollte doch stattdessen viel öfter und wann anders...
Klar, Geburtstag ist persönlicher und noch ein bisschen anders, aber für mich fühlt sich das ganz ähnlich an, Geburtstag ignorieren oder Muttertag vergessen. Ist ja als Mutter auch irgendwie mein persönlicher Tag.
Jedenfalls ist mir heute noch ein ganz anderer Gedanke gekommen. Ja, ich habe oft dieses typische Mama-Gefühl: Alles mach ich hier alleine, alles bleibt an mir hängen.
Aber an guten und entspannten Tagen kann ich auch gut sehen, wie lieb meine Männer oft zu mir sind:
* Der Große pflückt mir fast täglich einen Blumenstrauß. Dafür sucht er jeden Tag eine andere Wiese, einen anderen Busch aus. Mal sind es winzige Sträuße mit lilafarbenen Wiesenkräutern, mal eine Sinfonie in Weiß & Gelb, ganz ausgewählt (s. Bild). Manchmal steigt er sogar extra zwischendurch aus Bus und Bahn aus, wenn er besonders schöne Blumen entdeckt, und fährt anschließend erst weiter.
* Er war auch schon extra für mich von seinem Taschengeld beim Bäcker, weil er weiß, dass ich dieses eine ganz spezielle Brot so mag, das es nur zweimal in der Woche gibt.
* Er sagt mir ganz oft, wie gut es ihm bei mir schmeckt und wie sehr er es mag, wenn ich ihm ein besonderes Frühstück mache.
* Der Lieblingsmann denkt im Gartenmarkt oft an mich. Erst letzte Woche hat er mir einen Margeritenbusch mitgebracht, die mag ich so und hab jedes Jahr einen auf dem Balkon. Außerdem hat er mir Ersatz für meinen im Winter erfrorenen Rosmarin mitgebracht, sogar extra winterharten. Ach ja: Um beides hatte ich ihn nie gebeten, er hat es von ganz allein gemacht!
* Wenn ich nicht zur Uni muss, steht er oft mit beiden Kindern auf, macht sie fertig und bringt den Kleinen in die Kita, damit ich mitten in der Woche einfach mal ausschlafen kann.
So wie heute. Dann kann ich in aller Ruhe in der Sonne auf dem Balkon frühstücken, meine Arbeiten schreiben und sogar bloggen ;-)
* Wenn ich abends weggehen möchte, kann ich das praktisch ohne Einschränkung tun. Kino oder Abendseminar, Party oder Nähbloggertreffen - er kümmert sich dann um die Rasselbande. Dabei ist es ihm eigentlich viel lieber, wenn ich mit da bin und ihm im Chaos beistehe.
Er holt auch zwischendurch die Kinder ab, wenn ich sie mit zu einer Veranstaltung nehme und selbst noch länger bleiben möchte.
* Er steht hinter mir, wenn ich den Hof so gern grüner haben möchte, baut große Holzpflanzkisten und fährt x-mal hintereinander mit dem Rad zum Supermarkt und Gartencenter, um genug Erde dafür anzuschleppen (10 große Säcke waren es letztendlich!).
* Er hat mir diesen Laptop geschenkt, an dem ich jetzt hier auf dem Balkon schreiben kann. Und meine schöne Spiegelreflexkamera, weil ich sie mir so gewünscht habe. Und das, obwohl er selbst gegen technische Spielereien weitestgehend immun ist (aber er entwickelt sie beruflich!!!) und den Sinn dieser Kamera nicht so ganz sehen kann.
*Er hat mir am Sonntag meinen Muttertagsausflugswunsch 100%-ig erfüllt, obwohl er eigentlich eine ganz andere Tour im Sinn hatte und die schon auswendig kennt, die wir gemacht haben.
* Der Kleine ist süß und kuschelig und macht mir viele Liebeserklärungen und freut sich jeden Tag wieder sehr, wenn ich ihn im Kindergarten abhole.
So, und wenn ich mal wieder das Gefühl habe, mich hätte keiner lieb und die ganze Welt ist doof und so, dann guck ich hier ein und lese mir das durch. oder drucke es mir auf A2 aus und tapeziere damit die Wände :-)
Macht euch einen schönen Sonnentag!
Liebe Grüße!