Freitag, 1. Januar 2016

Hallo, neues Jahr!






Nun ist 2015 bereits Geschichte und wir schlagen ein neues Jahreskapitel auf. Nachdem wir im letzten Jahr viele Pläne über den Haufen werfen und uns auf ganz neue Situationen und Gegebenheiten einstellen mussten, viele Kämpfe auszufechten waren und unser Bedarf an unangenehmen Begegnungen und Tiefschlägen vorerst mehr als gedeckt ist, erhoffen wir uns von 2016, dass es etwas ruhiger wird.

Nach anderthalb Jahren ergebnis- und erfolgloser Diagnostik und Therapie, einem langen Krankenhausaufenthalt und einem haarsträubend schwierigen Schulwechsel haben wir uns schließlich zu dem schweren Schritt der Medikation unseres kleinen Schulkindes entschlossen. Ganz langsam sieht es so aus, als könnte er nun Fuß fassen, im Unterricht durchhalten, seine Aufgaben erledigen, mit den Mitschülern auskommen und endlich einmal Erfolge erleben und zeigen, wer und was wirklich in ihm steckt. Zum ersten Mal seit vielen Jahren haben wir ein ausgeglichenes Kind, das nicht ununterbrochen reden und zappeln muss, das auch mal alleine spielen kann, das sich mehrere kleine Aufträge (Waschen UND Zähneputzen, Federmappe UND Sportzeug packen) merken kann, das im Unterricht bei der Sache bleibt, statt sich die ganze Stunde wegzuträumen, ohne es überhaupt zu merken. Langsam wird seine Schrift leserlich, er ist endlich in der Lage, eine Aufgabe bis zum Ende zu bearbeiten, kommt mit der Zeit in Klassenarbeiten hin. Die unglaubliche Angespanntheit und Gereiztheit wird langsam weniger, die Freunde und Erfolgserlebnisse mehr. Es hat lange gedauert, ihm die richtige Diagnose zu stellen, und noch einmal lange, die richtige Dosierung für sein Medikament zu finden. Erst bei einer sehr hohen Dosis schlug der Wirkstoff überhaupt an, ein deutliches Zeichen für den Schweregrad seiner Störung. Mindestens ebenso lange hat es für mich gedauert, mich mit den Tatsachen abzufinden. Ich, die ich Pädagogik studiert habe, für meine Kinder zu Hause geblieben bin, mit ihnen viel draußen war, kein Auto angeschafft habe und immer zu Fuß oder per Rad unterwegs war, Computerzeiten streng geregelt, Fernsehen auf ein Stündchen am Wochenende begrenzt und aktiv auf unsere Ernährung geachtet habe - ich habe nun ein ADHS-Kind. Das muss sich erstmal setzen.

Kurz vor Weihnachten habe ich dann sehr überraschend angefangen zu arbeiten und es wird sich zeigen, wie sich unser Familienleben mit zwei Vollzeitjob verträgt (vor allem, weil schon jetzt mindestens zwei neue Therapietermine pro Woche festgesetzt sind). Ich unterrichte nun fünf Tage die Woche sechs Stunden am Tag Deutsch für erwachsene Asylsuchende, zum Vorbereiten benötige ich zwei bis vier Stunden pro Tag. Am Ende komme ich also locker auf 40-50 Wochenstunden. Ich habe mit einem Sprachen- und einem Pädagogikstudium zwar ganz gute Grundlagen, aber fürs Unterrichten wurde ich nie ausgebildet. Didaktik, Methodik, deutsche Grammatik - all das muss ich mir von Anfang an neu beibringen. Das ist anstrengend und spannend zugleich und mittlerweile träume ich nachts von der Unterrichtsvorbereitung *ggg*. Dafür sind meine Schüler ganz lieb, sehr ehrgeizig und dankbar. Dass die Pausen nicht kurz genug sein können und die Schüler darum bitten, die Tafel abwischen zu dürfen, davon träumt vermutlich so mancher Lehrer, der Kinder und Jugendliche unterrichtet *lach*.

Meine ehrenamtliche Arbeit wird dadurch nicht mehr in dem Maße möglich sein wie bisher, Hobby und Freizeit inkl. meines Blogs auf ein Minimum reduziert werden. Basteln bedeutet im Moment meistens gleichzeitig Unterrichtsvorbereitung, z.B. das Erstellen didaktischer Materialien. Doch das macht mir Spaß, wenn dabei auch nichts herauskommt, womit ich meine Wohnung dekorieren kann (wobei ich vermute, das dem Lieblingsmann das sogar ganz recht ist...). 

Tja, und für den Sport, den ich noch nie mochte, ist nun leider, leider erst recht keine Zeit mehr *ggg*. Naja, nicht ganz, das lange Stehen macht sich sehr bemerkbar und an etwas Rückengymnastik führt wohl kein Weg vorbei. Dafür werde ich mir eine nette Anleitungs-DVD in der Bibliothek besorgen, dann fühle ich mich dabei nicht so alleine :-) Oder ich baue Sport in meinen Deutschunterricht ein und schlage so zwei Fliegen mit einer Klappe *lach*.

Es sieht also aus, als könnte ich das mit den "guten Vorsätzen" getrost vergessen, weil ich sowieso genug vorhabe. Irgendwie füllen sich meine Tage und Wochen, mein Leben überhaupt ganz von alleine, ohne viel Zutun meinerseits. Zumindest kommt mir das immer so vor.

Na dann: Lasst uns mit Freude und Elan starten und schauen, was das neue Jahr für uns bereit hält. Spannend und überraschend wird es in jedem Fall!

PS.: Nein, ich war nicht im Blumenladen, um mir heimlich etwas Frühling in die Wohnung zu zaubern. Die Narzissenzwiebeln standen noch in ihrer Palette auf dem Balkon, weil ich sie im Herbst nicht geschafft habe einzupflanzen. Durch die extrem milden Dezembertemperaturen sind sie ausgetrieben und haben angefangen zu blühen!

5 Kommentare:

Dani Ela hat gesagt…

Liebe Regina,

ich wünsche Dir und Deiner Familie ein wunderschönes Jahr 2016 und dass es wesentlich entspannnter wird als das letzte Jahr! Ich wünsche Dir für deine neue Arbeit ganz viel Energie, für den Familienalltag stets die nötige Kraft, alles zu meistern, was es zu meistern gibt und dass Ihr immer wieder kleine Auszeiten für Euch findet, um wieder aufzutanken!
Dass mit Deinem kleinen Schulkind ist sicherlich erst mal sehr erschütternd und nagt an einer Mutter, die nur das Beste für ihr Kind will. Aber wenigstens habt Ihr nun eine Diagnose und es gibt eine Besserung! Es ist sicher ein anderer Weg, den Du für Deinen Sohn Dir vorgestellt hast, aber er wird seinen Weg gehen! Da bin ich mir ganz sicher!
Jeder steinige Weg ist auch mal zuende :-)

Liebe Grüße
Daniela

amberlight hat gesagt…

Was für ein Jahresstart - ich drücke dir dabei die Daumen, dass du dein Tagespensum gut schaffst und mit deinem umwerfend strahlenden Lachen ohne bedrückende Kummerwolken möglichst oft 2016 in den Tag starten kannst. Und ab und zu einen Blogpost wünsche ich mir natürlich auch ... für mich sind es wichtige Auszeiten, aber es darf natürlich keine Zusatzbelastung sein ...

Peggy hat gesagt…

Liebe Regina- puh. Bei dir wird es auch nicht langweilig, hm?!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Mut und Vertrauen für deine vielen Herausforderungen.
Du bist eine tolle, kreative, warmherzige, energische und liebevolle Frau- ich freue mich, wenn ich hier wieder was von dir lesen kann oder wir uns live sehen :)

Alles Liebe dir!

Frau Atze hat gesagt…

Liebe Regina,

ich wusste nicht, dass es SO schlimm mit eurem kleinen Sohn war. Ich kann dich gut verstehen, dass gerade du als Frau vom Fach mit der Situation haderst! Ich drücke euch ganz sehr die Daumen, dass es ihm mit den Medikamenten besser geht, es muss ja sicher nicht für immer sein, oder?

Für deine berufliche Situation drücke ich dir die Daumen, es wird hart das darf ich dir als arbeitende Mama schonmal sagen. Dafür bekommst du sicher mehr direkte Erfolgserlebnisse zurück und siehst die Fortschritte deiner Arbeit! Für ausgiebige Deko habe ich leider so wirklich keine Zeit mehr, ich drück dir die Daumen, dass der Alltag dich nicht zu schnell in seinem Tempo erdrückt! Ganz viel Spaß und Kraft für dich und euch!

Liebe Grüße!

Meeresrauschen hat gesagt…

Liebe Regina,
wie schön, dass ihr einen Weg für euren Sohn gefunden habt! Selbst wenn es nun eine Diagnose und Medikamentengabe ist, die für dich schwer zu akzeptieren ist. Ich freue mich so, dass es ihm und euch dadurch besser geht!
Außerdem herzlichen Glückwunsch zu deinem Job. Ich wünsche dir, dass du immer einen Ausgleich findest zwischen beruflich und privat.
Viele liebe Grüße,
Kathrin

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