Freitag, 4. April 2014

Kinderbuchrezension: Die Super Jumper


Ab und zu bewerbe ich mich beim Buchrezensionsdienst Blogg dein Buch nicht um ein Buch für mich, sondern um eines für meine Söhne. Als ich die Kurzbeschreibung für die Super Jumper aus dem Coppenrath-Verlag gelesen hatte, fand ich sofort, dass das Buch prima zu meinem Großen passen könnte. Schön, dass es mit der Bewerbung auch geklappt hat und wir das Buch bekommen haben!

Abbildung von Bloggdeinbuch.de

Was ist wohl mit Abstand das Schlimmste, was einem bekennenden Großstadtkind passieren kann? Genau: Die Eltern beschließen, ins Grüne zu ziehen. Neues Haus, neue Schule, keine Clique mehr und erst recht keine BMX-Strecken - so sieht der wahr gewordene Albtraum für Gian-Luca aus, der sich - ganz cool - nur LUC nennt. Die anderen Kinder sind eh nur langweilige Landeier, pardon, "Vorstadtzombies", allen voran der Klassenstreber Justus in seinen unmöglichen Klamotten. Da seine Eltern eh nur mit ihrer neuen Gärtnerei beschäftigt sind, zieht Luc alleine los und trifft dabei auf eine Menge schrulliger Typen und vor allem auf eine alte Tongrube, die alle anderen BMX-Parcours in den Schatten stellt. Mit Hilfe des unkonventionellen und jung geblieben Vaters von Justus und seines herrlich chaotischen Fahrradschuppens kommen auch die anderen Jungs zu coolen Bikes. Doch dann taucht ein plötzlich Mädchen auf und Luc wird verdonnert, mit ihr den Nachmittag zu verbringen... Mit Lucs Worten: "Als wir hierhergezogen sind, hab ich mich gefühlt, als ob mich einer mit 'nem fiesen Tritt in den Hintern auf einen fremden Planeten geschossen hätte."

In top aktuellem Neongrün und mit Zeichnungen im Comicstyle kommt das neue Buch von Autorin Antje Szillat poppig und für die Zielgruppe sehr ansprechend daher. Die 168 Seiten in mittelgroßer Schrift lesen sich flott, perfekt für ein Regenwochenende oder eine Bahnfahrt zu Oma und Opa. Kim Schmidts Illustrationen bringen auch in schwarz/weiß wunderbar die Coolness der Jungstruppe und das BMX-Feeling rüber. Aber das mit Abstand Beste an diesem Buch ist für meinen 11-Jährigen, "dass die da genauso reden wie wir in der Schule, so cool und so." Klar, denn Fahrräder sind hier "Bikes", Sprünge mit dem Rad "Jumps", Dinge einfach nur "Teile" und wenn einen etwas nicht interessiert, "geht es ihm grad völlig ab". Mein Mann fand das beim Vorlesen ziemlich anstrengend, ich hingegen mag als Vorleserin derartige Sprachstilvorlagen richtig gern. Es macht mir großen Spaß, mich so richtig in diesen Slang hineinfallen zu lassen. Lediglich die obercoole Aussprache von Justus' Vater fand ich gewöhnungsbedürftig, weil es in meinen Augen einfach nicht passt, wenn ein Vierzigjähriger auf jugendlich macht. Aber zu den Jungs, alle so um die zwölf Jahre alt und in diesem Alter natürlich extrem auf ihre Außenwirkung bedacht, passt es wirklich gut.

Am Ende des Buches gibt es sogar ein kleines Glossar der BMX-Fachbegriffe, falls "Axle Peg" und "Hangover Toothpick" nicht zum Alltagsvokabular des jungen Lesers gehören *ggg*.

Vom pädagogischen Wert her mag ich die Idee, dass Luc mit einer Menge Vorurteile und Klischees in seiner neuen Heimat ankommt und diese dann Stück für Stück abbaut und widerlegt sieht: Reiche Kinder müssen keine abgehobenen Schnösel sein, Mädchen können auch noch etwas anderes als mit Barbies spielen und die Welt geht nicht unter, wenn sich mal etwas im Leben verändert.

Eine Minikritik gibt es noch für den Klappentext, der etwas größere Erwartungen schürt, als das Buch tatsächlich erfüllen kann. Ich habe zumindest im ganzen Buch auf dieses ganz Besondere, Ungewöhnliche gewartet, das Luc angeblich geschehen soll, denn: "Was mir dann passiert ist, Leute, das glaubt mir keiner" und "Luc. Nicht von diesem Planeten." Vielleicht hab ich ja zu viel Fantasie, aber ich habe diese beiden Äußerungen mit einer Zeitreise, einem Besuch von Außerirdischen oder Ähnlichem assoziiert.

Wir können das Buch für alle zwischen 9 und 12 wirklich empfehlen, und zwar nicht nur für Jungs. Zwar spielt neben den Müttern der Kindern nur ein einziges Mädchen mit, aber das hat.... Ach nee, das verrate ich lieber noch nicht! :-)
Die Fortsetzung, die im Juni erscheinen wird, würden wir jedenfalls sehr gern auch wieder lesen!

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