Seit vielen Jahren widme ich mich so vielen Dingen, die um mich herum sind: Familie, Kinder, Kita, Schule, Wohnung, Balkon, Studium...
Immer wieder werde ich auch dazu gezwungen, mich mit meinem Innersten auseinander zu setzen, ob ich das nun will oder nicht.
Was aber schon viel zu lange (vielleicht schon immer?) auf der Strecke geblieben ist, das ist meine äußere Hülle. Ich bin so erzogen worden, dass es auf Äußerlichkeiten nicht ankommt und nur innere Werte zählen. Nur auf Äußerlichkeiten Wert zu legen lehne ich auch ab. Aber in letzter Zeit ist mir klar geworden, dass es eben auch nicht sein darf, seine "Hülle" völlig zu ignorieren.
Ich hatte mich schon so sehr daran gewöhnt, mit meinem Körper auf Kriegsfuß zu stehen, dass ich es nicht einmal mehr gemerkt habe. Erst, als mein neuer Psychotherapeut sich ziemlich entsetzt gezeigt hat, als ich von mir und meinem Verhältnis zu meinem Körper sprach, ist mir aufgefallen, dass damit wohl etwas nicht stimmt. Um ehrlich zu sein: Ich habe überhaupt kein Verhältnis zu meinem Körper. Ich kenne ihn kaum, ich weiß nicht, was er braucht, was ihm gut tut und was nicht. Ich nehme nur wahr, wenn etwas nicht funktioniert und bin dann sehr wütend auf ihn. Eigentlich habe ich schon seit Jahren das Gefühl, mein Körper würde gegen mich arbeiten, nicht das tun, was ich will, mich absichtlich ärgern.
Er ist nie so gewesen, wie ich ihn haben wollte. Zart und zierlich wie die anderen Mädchen wäre ich gern gewesen. Elegant beim Ballett und Bodenturnen aussehen, das wäre schön gewesen. Glatte, makellose Haut habe ich mir immer gewünscht, statt dessen mein Leben lang am liebsten lange Kleidung getragen, selbst im Hochsommer, weil ich Arme und Beine nicht zeigen wollte. Die Leberflecke in meinem Gesicht zu akzeptieren hat ungefähr 20 Jahre gebraucht. Eins von den kleinen, zarten Mädchen zu sein, auf die die Jungs immer standen, das hätte mir gefallen. Stattdessen habe ich die meisten Jungs um einen Kopf überragt und musste mir mehr als einmal anhören, dass ich zwar ganz nett sei, aber einfach mal viel zu groß...
Ich sehe Frauen, die sich scheinbar wohl fühlen in ihrem Körper, eins mit ihm sind. Die sich inszenieren können, wissen, wie sie wirken, flirten, sexy sind. Ich habe nicht einmal eine Ahnung davon, wie all das geht, habe es nie probiert. Außer von pfeifenden Bauarabeitern habe ich nie männliche Aufmerksamkeit feststellen können.
Ich habe mir nie gefallen, nicht mit 10, nicht mit 16 (Kleidergröße 38!), nicht mit 20 (Gr. 40), nicht jetzt.
Mit Ausnahme meiner Schwangerschaften, da habe ich mich mit mir wirklich wohl und rundum schön gefühlt.
Sport machen war für mich die meiste Zeit über ein Graus, weil ich mir zusammen mit einer Gruppe sehr zierlicher Mädchen/Frauen in einem Turnraum mit vielen Spiegeln jedesmal vorkam wie ein Elefant zwischen lauter Gazellen. Viele Kurse habe ich genau aus diesem Grund abgebrochen. Ins Schwimmbad gehe ich auch schon lange nicht mehr.
Ich habe fast zwanzig Jahre lang mit vielen verschiedenen Mitteln hormonell verhütet und nehme seit 7 Jahren einen
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Jedes dieser Mittel ging mit einer Gewichtszunahme einher.
Und nun das: Seit letztem Sommer hat sich meine Leistungsfähigkeit massiv verschlechtert: Ich hatte beim Wandern in den Dolomiten und der Sächsischen Schweiz starkes Herzklopfen, Schmerzen in der Brust, war völlig außer Atem und mir war schwindelig. Das kannte ich weder aus den österreichischen Alpen im vorhergehenden Urlaub noch von einer unserer zahlreichen Ausflüge ins Elbsandsteingebirge. Auch nicht von meinen Radtouren quer durch die Stadt oder den Familienradtouren ins Umland, durch die Oberlausitz, an der Ostsee entlang etc. Als es mir dann bereits beim Erklimmen der Treppen in unseren 2. Stock so ging, war der Spaß vorbei. Ein EKG hat zwar Herzprobleme ausschließen können, die Beschwerden bleiben dennoch. Das Blutbild hat einen erhöhten Cholesterinspiegel ergeben und das Einkaufen von Kleidung wird immer mehr zum Spießrutenlaufen. Mittlerweile kann ich die allermeisten Geschäfte gleich links liegen lassen, denn jenseits von Gr. 44 ist da nichts zu holen.
Ich bin aber bereits bei Gr. 48/50 angelangt. Das klingt so gruselig, finde ich. Ich dachte früher immer, solche Größen tragen nur Omas. Das sind in Zahlen 30 Kilo und 5 Kleidergrößen in 7 Jahren. Zu viel. Viel zu viel.
Irgend etwas muss passieren, Nur was? Einseitige Diäten kommen nicht in Frage, Leistungssport genauso wenig. Ich bin schon so weit, dass ich weiß: Es muss eine Mischung sein aus innen & außen, aus Selbstbild und Lebensführung. Es wird also ein größeres Projekt, dieses Projekt "ICH", eines, dass viel aufwirbeln, umstoßen, neu aufbauen wird. Dafür möchte ich dieses noch junge Jahr nutzen. Mehr auf mich selbst zu schauen, mir selbst mehr wert sein, mir Gutes tun, die Bedürfnisse meines Körpers (neu) kenne lernen und darauf Acht geben.
Seit September gehe ich einmal pro Woche zum Zumba. Da dieser Kurs genau zu unserer Abendessenszeit stattfindet, fällt das Essen für mich an diesem Tag aus; ich habe anschließend auch keinen Hunger mehr. An Gewicht oder Kleidergröße hat das allerdings überhaupt nichts geändert.
Ich schließe daraus, dass das noch nicht reicht. Ich nehme nun also zusätzlich einmal pro Woche an
Peggys Fitness-Step-Kurs teil und habe mich für Yoga angemeldet.
Dann bleibt noch, die Ernährung genauer anzuschauen: Obst und Gemüse sind Nr. 1 auf unserem Speiseplan, der Einkaufskorb immer mindestens zur Hälfte damit gefüllt. Brot ist ausschließlich Vollkornbrot (bis auf die Sonntagsbrötchen), Müsli mache ich selbst oder kaufe zuckerfreie Obst-/Nuss-Müslimischungen. Ich liebe Salate, koche meistens vegetarisch und Fleisch esse ich nur in sehr kleinen Mengen. Dafür liebe ich Milchprodukte, die ich aber leider schlecht vertrage. Ungesund an meiner Ernährung ist eigentlich nur meine große Liebe zu Schokolade, Eis und Kuchen.
In letzter Zeit habe ich immer mehr Menschen kennen gelernt, die sich eine alternative Ernährung gesucht haben, die meisten davon leben mittlerweile vegan. Ich habe sie belächelt. Alles Ersatzzeugs für "richtiges Essen", dachte ich. Tofugrillwurst, so ein Quatsch. Gesund kann doch nur sein, was irgendwie unserem natürlichen Speiseplan entspricht, der dann also alles enthält, inkl. Fleisch und Milch und Getreide. Und dann las ich von Menschen, die große Gewichtssprünge allein durch die Umstellung auf vegan gemacht haben, von 20 kg weniger war da die Rede.
Wenn nun also meine bisherige Bewegung und Ernährung meine Gewichtszunahme nicht stoppen können - würde es dann bei mir auf diese Art funktionieren? Wäre mir dann vielleicht auch nicht mehr so oft schlecht, würde(n) meine Verdauung sich normalisieren und die Bauchschmerzen der Vergangenheit angehören? Es klingt verlockend. Ich möchte es probieren. Vorgestern habe ich damit begonnen. Es ist ungewohnt, fühlt sich bisher aber gut an. (Ich gebe ehrlich zu, dass die Tiere an dieser Stelle für mich kaum eine
Rolle spielen, auch wenn ich die Zustände natürlich schrecklich finde.
Mir geht es allein um meine Gesundheit.) Vielleicht werde ich dabei bleiben, vielleicht werde ich es aber auch wieder verwerfen und etwas ganz anderes probieren. ich weiß es nicht. Es ist ein Teil meines ICH-Projektes in diesem Jahr. Es wird eine Reise, bei der ich das Ziel noch nicht kenne. Das ist ungewohnt, denn ich beginne normalerweise nichts, wenn ich nicht bereits im Vorfeld genau weiß, dass es funktionieren wird. Versagen und Fehler zu machen, das ist meine größte Angst. Aber ich bin an einem Punkt, an dem ich das Gefühl habe: Ich habe nichts zu verlieren. Es kann also nur besser werden.
Das ist also der Grund, warum es hier in diesem Jahr keine weiteren Balkonbilder zu sehen gibt (ähm, mal davon abgesehen, dass sich mein Balkon doch wieder in den Bildhintergrund geschmuggelt hat *ggg*).
Zum Vergleich für die nächsten Monate:
* Größe: 1,76 m
* Gewicht: 100 kg
* Kleidergröße: 48/50
* Ernährung: alles
* Sport: 1x Zumba/Woche, radfahren, wandern
* Beschwerden: Herzklopfen, geringe Belastbarkeit (zeitweise), häufige Übelkeit, Magenschmerzen, Verdauungsprobleme
* Hobbies: backen, nähen, dekorieren, mit anderen zusammen sein, lesen, Kinder
* 1 graues Haar ;-)
Ich bin sehr gespannt, was sich und wie es sich in den nächsten Monaten (und Jahren) verändern wird...
Regina